Startseite Unterwegs Afrika Weinregion Stellenbosch – ein Juwel in Südafrika

Weinregion Stellenbosch – ein Juwel in Südafrika

Dichte Wolken verhängen mir den Blick entlang der Vier-Pässer-Route auf dem Weg von Franschhoek nach Stellenbosch, ins Zentrum der südafrikanischen Weinregion. Ob es ein Zeichen war, als langsam am Hellshoogte Pass die dichte Wolkendecke aufbricht und gleichzeitig die Kulisse der Jonkershoekberge und dem Simonsberg drastisch wechselt.

Stellenbosch, dass ist nicht nur das Zentrum der Weinregion, sondern nach Kapstadt auch die zweitälteste Stadt von Südafrika. Und somit verdankt man den holländischen Gründern die Tatsache, dass heute noch das Stadtbild von so manchem kapholländischem Haus geprägt ist. Ganz ehrlich, saftig grüne Wiesen, blühende Sträucher im südafrikanischen Frühling und dann diese strahlend weissen Häuser, mit Giebel über dem Eingang und Reetdach, fast wie aus dem Film, und ob ich mich deshalb in die Stadt verliebt habe?

Oder lag es einfach nur an der Enttäuschung über Kapstadt und Franschhoek? Beide konnten mich nicht faszinieren, zu sehr touristisch, ohne dieses nicht näher beschreibbare etwas, wobei es bei mir einfach Klick macht. Stellenbosch darf sich daher zu Porvoo, Wellington, Gent und Kathmandu gesellen. Alles Städte, in denen für mich einfach alles stimmte.

Vermutlich lag es aber eher an Stellenbosch selber, mit einem überschaubaren Zentrum, einen Gefühl der Sicherheit selbst morgens um 5 Uhr als ich mich auf den dunklen Strassen zu Fuss auf dem Weg für ein paar Stunden in der Backstube der Schoon de Companje machte, und einem Austrahlen von Lebensfreude. Kunstwerke an jeder Strassenecke, Cafe’s und kleinere Shops im Stadtzentrum, gemischt mit Touristen, Einheimischen und rund 30.000 Studenten der bekannten Unversität Stellenbosch – an der übrigens in Afrikaans unterrichtet wird.

Dazu noch das Zentrum des Weinanbaus in Südafrika, somit sollte guter Wein und Essen sicher sein? Wenn es danach gegangen wäre, hätte ich meine drei Wochen Südafrika alleine in Stellenbosch verbringen können. Hier stand ich leider vor der Qual der Wahl, mich aus über 140 (!!) Weingüter für eine handvoll entscheiden zu müssen. Die Wahl fällt dabei wirklich nicht leicht, den fast jedes Weingut punktet mit Weinproben, gepaart mit passendem Essen – ob Cupcakes, Schokolade oder Canapees, Aktivitäten im Weinberg wie Wandern oder Safaris und traumhaften Blicken zum Tafelberg oder Simonsberg.

Weintourismus? Spontan musste ich dabei an dunkle, verstellte, Räumlichkeiten im Rheingau denken. Weinprobe ein Erlebniss? Ein Highlight meines Urlaubs, wofür sich das “opfern” von ein paar der kostbaren Tage lohnen könnten?  Am Anfang meiner Reise durch Südafrika, stiess meine Routenwahl auf Kopfschütteln. Warum ich mit dem Highlight so vieler anfangen würde und die Safari nicht ans Ende meines Urlaubs gelegt hätte – und dafür Stellenbosch gewählt habe. Wein für die letzten Tage der Reise? Rückblickend die perfekte Entscheidung, anstelle von Stress auf der Safari – mehr dazu später – folgten entspannte Tage im Auto mit guter Musik, gutem Wein und Essen, mich Treiben lassen und einfach dieses Lebensgefühl geniessen.

Natürlich sollte eigentlich der Wein im Mittelpunkt stehen, aber aus Deutschland wissen welcher Wein mir schmecken könnte? Schwierig, weshalb ich mich auf eine Mischung aus gutem Wein, Essen und Ambiente festlegte. Was hilft nur bei der Auswahl? Bei mir die Eat Out Awards, das Buch Wineries of the Cape und der Weinführer Platter’s.

Mein persönliches Highlight war dabei eindeutig das Weingut Tokara, mit Blick auf den Simonsberg. Man merkt dem Weingut sein junges Alter an, erst 1994 enstand Tokara. Dadurch ist der eigentliche Weinkeller auf einen reibungslosen Arbeitsablauf eingerichtet, der Tasting Room und das sich anschliessende Restaurant punktet bei mir mit moderner Einrichtung und moderner, wechselnder Kunst. Die Weine sind gut, das Essen ist noch besser. Leicht versteckt, verbunden mit einem Spaziergang durch Weinreben und durch Olivenbäume findet man das zweite Juwel – das Delicatessen. Ein kleines Deli mit Pizzaofen, selbst produziertes Olivenöl, lokalen Produkten und einer riesigen Terasse mit könnt ihr es euch denken, Ausblick.

Kaum bog ich in die Auffahrt des Waterford Estates dachte ich für eine Sekunde, dass ich mich nach Italien oder Frankreich verirrt hätte, bei offenem Fenster duftete es nur so nach Lavendel, und die Olivenbäume spendeten Schatten am Parkplatz. Zwar ist Waterford auch eher ein junges Weingut, aber das Weingut in Stellenbosch mit dem wohl besten “Tasting Erlebnis”, wenn man nach diversen südafrikanischen und internatoinalen Auszeichnungen gehen kann. Und offen gesagt, ich kann nur zustimmen. Der persönliche, herzliche Service gepaart mit ausgezeichnetem Wein und Schokolade. Gut, als bekennende Schokoholikerin hatte mich Kevin damit schon überzeugt, aber ich kann es nur empfehlen Wein einmal mit der passenden Schokolade zu probieren. Ein für mich unvergessliches Erlebniss, mit dem geplätscher des Brunnens im Hintergrund. Sinnvoll ist es allerdings, erst sich ein Bild von den Reben zu machen. Für die bequemen, wie mich per Safari Fahrzeug oder für die abenteuerlichen zu Fuss. Dabei habe ich nicht nur mehr über die verschiedenen Weinsorten erfahren, sondern auch über das Land, den Balance Akt zwischen Weinbau und Erhalt der Erde.

Der Weg zu Delheim Wines war einer der weitesten für mich, aber die herzliche und familäre Begrüssung, durch das Personal und den neugierigen Familienhund, jede Minute entlang der kurvigen und schmalen Strasse Wert. Das Weingut punktet weder durch kapholländische Gebäude, modernes Design oder Sterneköche. Trotzdem war es nach Tokora eines der Weingüter bei denen ich froh war, dass sie auf meiner Liste standen. Es war dieses herzliche, gemütliche, bequeme das mich begeisterte. Einmal keine Schiffertafel, moderne Kunst im Tasting Room sondern so wie ich mir einen Weinkeller vorstelle – leicht dunkel, mit diesem Geruch nach Wein in der Luft. Scheinbar geht es nicht nur mir so, am späten Samstag nachmittag ergatterte ich gerade noch so einen Parkplatz, und einen Platz auf der Terasse mit Blick auf den Tafelberg. Gerne wäre ich mittags schon für ein Picknick dagewesen, aber es gibt bekanntlich immer ein zweites Mal? Dafür durfte ich das Cupcake & Wine Tasting probieren, wenn das nicht der perfekte Nachtisch war? Gute Weine, bei einem guten Preis-Leistungsverhältnisse.

Stark-Condé liegt im Jonhershoek Tal etwas ausserhalb von Stellenbosch, schon die Fahrt mit dem Auto vorbei an Joggern und Radfahrern und den Bergen war ein Highlight. Und erst das Weingut, der Tasting Raum liegt mittem im See, umgeben von Weinreben und Bergen, ein zur früher Stunde am Sonntag bereits gut besuchtes Postcard Cafe. Für eine Weinprobe reichte meine Zeit am letzten Tag in Südafrika leider nicht, aber ein Grund wieder zukommen, oder?

Leider reichte die Zeit nicht für Jordan, Kanonkop, Muratie und Simonsig – stehen aber für den nächsten Besuch ganz oben auf meiner persönlichen Liste. Dieses Mal vielleicht im südafrikanischen Winter oder zur Weinlese?

Anreise

Ein Besuch von Stellenbosch erfolgt meist als Abstecher von Kapstadt aus, und ist nach knapp 60 Minuten Fahrtzeit bequem per PKW über die Autobahn erreichbar.
Ein Mietwagen ist unverzichtbar, wenn ein Besuch der Weingüter auf dem Plan steht da diese aller ausserhalb von Stellenbosch verteilt liegen

Unterkunft

Vor der Wahl der Unterkunft sollte grob überlegt werden, welche Weingüter bzw. Restaurants auf dem Plan stehen. Zentral wohnt man am besten in Stellenbosch selber, insbesonde da die meisten Restaurants in knapp 20 Minuten per PKW erreichbar sind.
Leider kann ich weder die Pension Evergreen Manor noch das Weingut Hotel Lanzerac mit gutem Gewissen empfehlen, da bei beidem das Preis-Leistungsverhältnis für mein persönliches Gefühl nicht stimmt.
Wer Wert auf ein ein gutes Frühstücksbuffet legt, sollte sich das Majeka House genauer anschauen.

Kulinarisch

  • Schoon de Companje ist der Platz im Ort für ein perfektes Frühstück mit Sauerteigbrot, frisch aus dem Holzofen. Ich stand selbst einen um kurz nach 5 Uhr in der Backstube und durfte selber Hand anlegen, 100% natürliches Brot! Einziger Nachteil, Sitzplätze sind rar insbesondere die im freien!
  • Postcard Cafe auf dem Weingut Stark-Conde, mit traumhaften Blick auf die Weinberge, See und Tal. Dazu mit guter Frühstücks- & Lunchkarte, unbedingt reservieren.
  • Graff Restaurant mit einer tollen Speisekarte und einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Die Fish & Chips sind auf Wunsch des Eigentümers, dem Diamantenhändler De Graff, auf der Speisekarte zu finden. Dazu einen der besten Blicke vom Parkplatz und den Räumen von Stellenbosch.
  • Delheim Winery Restaurant – wer auf der Terrasse zwischen den Bäumen geschickt schaut, findet den Blick auf den Tafelberg gerichtet. Nicht nur eine gute Speisekarte, sondern auch das beste Preis-Leistungsverhältnis was den Picknickkorb angeht.
  • Makaron – mit dem für mich besten Sommelier von Stellenbosch, für Weinbegeisterte ein absolutes Muss dazu noch gutes Essen und der Geheimtipp in Stellenbosch ist der Chef Table in der Küche. Ohne Aufpreis!
  • Tokara – mein persönliches Highlight der zweier Tisch mit Blick auf den Tafelberg bei gutem Wein (beim reservieren den Tischwunsch erwähnen) und noch besserem Essen. Mein persönlicher Favorit in Stellenbosch, und der beste für einen Sundowner Drink mit Blick auf den Tafelberg bei Sonnenuntergang.

Jordan Restaurant, Overture sowie Rust en Verde wurden von mir persönlich nicht ausprobiert, lagen aber alle bei den südafrikanischen Eat Out Awards in den Top 10 des Landes.

Tipps

  • In der Hauptsaison unbedingt rechtzeitig einen Tisch in einem der Restaurants reservieren, gleiches gilt für Weinsafari’s sowie Picknickkörbe
  • Taxi’s sucht man in Stellenbosch vergeblich, gute Erfahrungen habe ich mit UberX gemacht. Hierfür einfach die App installieren und sich eine südafrikanische Sim Karte zulegen (z.b. von Vodafone). Für die Fahrt vom Makaron Restaurant zurück ins Zentrum von Stellenbosch bezahlte ich nur 80 Rand anstelle von 150 mit einem bestellten Transfer (Oktober 2014).
  • Weingüter auf dem Plan? Nicht mehr als 2-4 Besuche pro Tag einplanen und die Weingüter nach Lage gruppieren – es macht wenig Sinn z.B. Delheim und De Graff an einem Tag und Tokora und Warwick am anderen zu legen.
  • Ein Besuch im Informationsbüro von Stellenbosch, oder vorab die praktische Weingüterkarte downloaden, eine praktische Hilfe bei der Planung.
  • Die Reisemengen für Wein bei der Weinprobe nicht aus den Augen verlieren – der Transport hat bei mir von zwei Flaschen, gut verpackt zwischen Kleidung, wunderbar funktoniert. Beim nächsten Mal würde ich vermutlich Wallpappschutz von zu Hause mitnehmen.

Hinweis:
Die Erkundung von Stellenbosch erfolgte auf Einladung von Stellenbosch Wine Route

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3 Kommentare

  1. Liebe Tina
    die Bilder machen richtig Lust auf Stellenbosch. Wie lange würdest du für die Weinregion vorschlagen? Wir sind im November für 2,5 Wochen in Kapstadt und Hermanus unterwegs.

    LG Sandra

  2. Oh wow! Ich komme selbst gerade von einer Weinreise der ganz anderen Art zurück. Ich war in Umbrien unterwegs – statt Cupcakes und Schokolade gab’s Salumi und Käse ;)
    Ich für meinen Teil mag Südafrikanische Weine ja sehr gerne und die Eindrücke deiner Tastings sehen wirklich sehr einladend aus!

    Liebe Grüße,
    Denise

  3. Ich werde jetzt ein ganz klein neidisch – drei Tage in Stellenbosch? Mir war nur ein Tag gegönnt, wie gerne wäre ich auch noch zu Schoon de Companje und Tokara gefahren.
    LG Micha

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